Konzentriert und motiviert lernen

konzentriert lernen

Kinder oder Jugendliche können aus verschiedenen Gründen Schwierigkeiten haben, sich beim Lernen zu konzentrieren, sei es körperlich (z.B. wenig Schlaf, Eisenmangel), emotional (z.B. Stress, Änsgte), sozial (z.B. Lärm, Konflikte) oder kognitiv (z.B. ADHS, Lernbehinderung).

Bei auffälligen Konzentrationsproblemen ist es wichtig, gemeinsam mit der Lehrperson nach Lösungen zu suchen, um das Wohlbefinden und die schulischen Leistungen des Kindes zu verbessern. In manchen Fällen kann die Einbeziehung einer qualifizierten Fachperson sinnvoll sein, um die Ursachen genauer zu klären und gezielte Unterstützung zu ermöglichen.

"Egentlich will ich, ich kann aber nicht!"

Viele Kinder oder Jugendliche lassen sich im Unterricht oder bei den Hausaufgaben ablenken, weil sie die Dinge oft nicht verstehen, es ihnen zu viel wird oder wenig Vertrauen in ihre Fähigkeiten haben (geringe Selbstwirksamkeit). Lehrpersonen und Eltern können Kinder und Jugendliche unterstützen, indem sie bestimmte Lern- und Arbeitsstrategien anwenden, um ihr Kompetenzgefühl zu stärken:

  1. Grundlegende Fertigkeiten trainieren: Wenn Kinder stabil in den Grundfertikgeiten sind, wird ihnen das Lernen komplexerer Aufgaben erleichtert (Lernvideos dazu fürs Rechnen, Lesen oder Schreiben).

  2. Effektive Lernstrategien anwenden und üben: Viele Schüler:innen lernen nicht ausreichend und oberflächlich. Durch effiziente Lernstrategien können sie Informationen besser aufnehmen, speichern und wiedergeben, was Sicherheit schafft.

  3. Arbeitsstrategien helfen Schüler:innen dabei, besser mit ihren Aufgaben umzugehen. Wenn sie im Voraus planen, den Lernstoff in kleinen Portionen aufteilen und regelmäßig wiederholen, stärkt das ihr Selbstvertrauen und die Lernmotivation.  

Hier sind weitere Tipps für bessere Konzentration:

  1. Vor dem Arbeiten überprüfen, ob das Lernziel klar ist und alle Materialien bereitliegen. Zudem trägt ein ordentlicher Arbeitsplatz dazu bei, die Konzentration zu fördern.

  2. Nach 20-30 Minuten (je nach Schulalter) immer wieder kurze und aktive Pausen (frische Luft holen, sich bewegen, etc.) einschalten. 

  3. Das Lernen rhythmisch gestalten: Das heisst den Lernstoff abwechselnd zu strukturieren. Zum Beispiel: zuerst 20 Minuten an der Mathematik arbeiten und anschließend zu einem anderen Fach wechseln, wie etwa NMG, dann wieder Mathematik, etc.). 

  4. Ablenkungen am Arbeitsplatz minimieren (z.B., Handy, Lärm).

  5. Manche Schüler:innen lernen lieber in Ruhe, ohne störende Geräusche um sie herum. Andere finden es hilfreich, wenn im Hintergrund etwas läuft, wie zum Beispiel wenn ein Elternteil am Kochen ist, leise Musik läuft oder es leichte Hintergrundgeräusche gibt (wie das Murmeln von Menschen). Es hängt davon ab, was für jedes Kind am besten funktioniert. Kurz gesagt, ob der Arbeitsplatz am Mittagstisch oder im Zimmer ist, jedes Kind hat seine eigenen Vorlieben.

  6. Musik kann die Lernmotivation und damit die Konzentration fördern, jedoch nicht bei allen gleichermassen. Bei der Auswahl der Musik ist es wichtig, darauf zu achten, dass der Gesang nicht zu aufdringlich ist und die Lautstärke angenehm bleibt.

  7. Die "Lernzeit-Müllzeit"-Methode (siehe Lernvideo) kann eine hilfreiche Unterstützung bieten, um sich selbst zu regulieren.

Mentales Training für Konzentration 

Mit inneren Bildern kann man die Konzentration gezielt trainieren. Das ist eine einfache Methode, bei der man sich positive Eigenschaften vorstellt, um die Konzentration zu stärken. Dabei arbeitet man konkret mit Krafttieren oder Vorbildern. Hier sind die Schritte:

  1. Symbol aussuchen: Sie fragen das Kind oder den Jugendlichen, welches Tier oder Vorbild für sie oder ihn gut für Konzentration ist.

  2. Mit dem Symbol fühlen: Angenommen, das Kind wählt den Löwen. Jetzt versucht es, sich vorzustellen, wie es sich anfühlt, ein Löwe zu sein.

  3. Eigenschaften übernehmen: Das Kind denkt darüber nach, wie der Löwe aussieht und sich verhält. Insbesondere der Löwenblick, der für Konzentration steht, wird in den Fokus genommen.

  4. Im Alltag nutzen: Das Ziel ist, diese Löweneigenschaften im Alltag zu verwenden. Zum Beispiel kann das Kind sich vorstellen, den Löwenblick einzunehmen, wenn es lernt.

  5. Vorstellungskraft üben: Durch regelmäßiges Vorstellen (indem man das Kind oder den Jugendlichen immer wieder daran erinnert: "Hey, wie geht es deinem Löwenblick?") wird die Vorstellungskraft trainiert, um das Symbol noch besser mit der gewünschten Fähigkeit zu verbinden.

  6. Positiv bestärken: Wenn das Kind konzentriert arbeitet, bestärke ich sein Verhalten mit einem Lob, um seine Anstrengungen anzuerkennen und sie zu ermutigen. Zum Beispiel sage ich: "Wow, ich sehe, wie konzentriert du bei der Arbeit bist! Dein Löwenblick ist wirklich scharf, das ist mega cool! Du machst das hervorragend! Bleib dran und setz deine tolle Konzentration fort!"

Beziehung ist das Epizentrum der Lernmotivation!

Viele Kinder und Jugendliche mit Lernschwierigkeiten verlieren das Interesse am Lernen oder an bestimmten Fächern, weil sie wenig Selbstvertrauen oder Selbstwirksamkeit haben. Aussagen wie "Ich kann das sowieso nicht", "Ich bin einfach zu dumm dafür" oder "Ich schaffe das nicht, egal wie viel ich lerne" sind häufig. Natürlich können einfache Lernstrategien helfen, das Lernen zu erleichtern, aber am meisten benötigen solche Kinder Anerkennung für ihre Anstrengungen und Fortschritte sowie eine positive Beziehung. Das ist entscheidend für die Lernmotivation.

Eine positive Beziehung entsteht, wenn ich dem Kind zeige, dass ich es unabhängig von seinen Leistungen und seinen Schwierigkeiten wertschätze. Ich interessiere mich nicht nur für seine schulischen Fortschritte, sondern auch für seine Interessen und Hobbies. Ich frage nach seinem Alltag, zeige Verständnis für negative oder ablehnende Gefühle gegenüber der Schule und biete Hilfe und Unterstützung an. Dabei ermutige ich das Kind, nachzufragen, wenn es nicht folgen kann, oder mich zu stoppen, wenn ich zu schnell oder zu wenig verständlich erkläre. Es ist wichtig, offen zu fragen, ob es sich unterstützt fühlt, und wie ich dazu beitragen kann, dass es sich in der Schule wohler fühlt.

Auch wenn es zu Hause bei den Hausaufgaben manchmal herausfordernd ist, wenn das Kind nicht konzentriert ist oder sich auflehnt, ist es ratsam, ruhig zu bleiben. Niemand ist perfekt, und es kann vorkommen, dass der Kragen mal platzt. Wichtig ist zu verstehen, dass das Kind sich nicht gegen einen auflehnt, sondern möglicherweise einfach keine Lust hat oder die Aufgaben zu anstrengend sind. Durch dieses Verständnis entsteht ein Raum für Kooperation. Eine mögliche Lösung könnte darin bestehen, dass das Kind einen anderen Zeitpunkt für die Hausaufgaben wählt oder dass es ein Mitspracherecht bekommt.

Wenn die Beziehung zu Ihrem Kind belastet ist und Sie das Gefühl haben, es nicht mehr zu erreichen, ist es Zeit, den negativen Kreislauf durch neue Strategien zu durchbrechen. Unterstützung von einer Fachperson kann dabei helfen.